Die Wüste war schon immer ein Ort der Klärung, der Entscheidung, der Selbstfindung und der Neuorientierung. Ohne sie ist die jüdisch-christliche Tradition nicht denkbar: Abraham, Mose, das Volk Israel musste 40 Jahre seinen Weg durch die Wüste finden. Jesus war 40 Tage in der Wüste, Johannes der Täufer lebte und predigte dort, später kamen die Wüstenväter wie Antonius der Große, Charles de Foucauld erforschte sie und lebte viele Jahre dort als Einsiedler. Sie war ein Ort für Abenteurer, Forscher und Entdecker. Heute, in der technologisierten Welt der Moderne erfahren viele ihre Faszination neu: Wo nichts ist, außer dem Boden, auf dem man steht, der Luft, die man atmet, der Sonne, die einem Licht gibt, der Quelle, die einem Wasser schenkt, wo wir nicht abgelenkt werden von allem möglichen zivilisatorischen Beiwerk, nicht bedrängt von allen möglichen Sorgen, Besorgungen und Geschäftigkeiten, da werden wir frei von vielen Zwängen, können wir unser eigenes Selbst und auch Gott erfahren. In ihrer Weite und Stille scheinen sich Zeit und Raum aufzulösen. Kein Geräusch ist da außer dem eigenen Herzschlag, keine fremden Schwingungen mischen sich ein. Ein Gefühl von Einssein mit sich und den andern stellt sich leichtfüssig ein. Himmel und Erde sind sich hier so nah.
Die Wüste wurde schon immer als ambivalentes Symbol gedeutet für die Spannung,
in der unsere Existenz steht: Einerseits ist sie Ort der Ungeborgenheit, des Ausgeliefertseins und wird so zu einem Symbol der Unsicherheit und der Bedrohung.
Andererseits ist sie mit all ihrer Leere und Schönheit ein Ort des Neu-Anfangen-Dürfens und so ein Symbol des Lebens.
Auf dem Hintergrund meiner eigenen Wüstenerfahrung möchte ich Menschen, die Lust auf die Wüste haben, aber auch besonders jene, die sich in einer schwierigen Lebensphase (z.B. Lebenskrise, Trauer, Abschied, Verlust, Rekonvaleszenz nach schwerer Erkrankung, Neuorientierung) befinden, in die Wüste führen und sie therapeutisch-spirituell begleiten. Einzel- und Gruppengespräche (ohne Zwang!), spirituelle Impulse können helfen, das Leben (neu) zu ordnen. Die Wüste hat heilende Kraft!
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